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Fernsehen in Gebärdensprache
Das Thema barrierefreies Fernsehen wird heute immer wichtiger – und in diesem Zusammenhang auch das Fernsehen in Gebärdensprache.
Welche Möglichkeiten gehörlose Menschen haben, um Gebärdensprache im Fernsehen zu nutzen, welche Angebote es bereits gibt und wie man Gebärdensprache im Fernsehen einschaltet, erfahren Sie im Folgenden.
Gebärdensprache kurz erklärt
Die Gebärdensprache ist eine visuelle, natürliche Sprache. Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache wird aber nicht mit Lauten oder Worte, sondern mit Gebärden, das heißt Handzeichen, Gestik, Mimik und Mundbewegungen kommuniziert.
Die Gebärdensprache dient gehörlosen und schwerhörigen Menschen, um untereinander und mit hörenden Personen zu kommunizieren. Allein in Deutschland wird die Deutsche Gebärdensprache (DGS) von ca. 250.000 Menschen genutzt.
Hier erfahren Sie mehr über das Thema Gebärdensprache lernen.
Warum Fernsehen in Gebärdensprache?
Alle Menschen sollten, unabhängig von ihren geistigen oder körperlichen Fähigkeiten, den gleichen Zugang zu Informationen und Unterhaltung haben. Das gilt für alle Bereiche des Lebens, so auch für das Fernsehen.
Viele Fernsehsender, Streaming-Anbieter und Co. fördern deshalb heute bereits die Barrierefreiheit. Barrierefreies Fernsehen wird mithilfe von verschiedenen Technologien umgesetzt, darunter Untertitel, Klare-Sprache-Einstellungen sowie Gebärdensprache-Übersetzungen.
Leider sind letztere nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel.
Wie funktioniert Fernsehen in Gebärdensprache?
Im Grunde ist es ganz einfach: Beim Fernsehen in Gebärdensprache übersetzt ein Gebärdensprachdolmetscher das Gesagte und Gezeigte in die Gebärdensprache. Der Dolmetscher ist dabei in der Regel in einem kleinen Extra-Bild auf dem großen TV-Bildschirm zu sehen.
Diese visuellen Übersetzungen werden entweder vor der Ausstrahlung des Filmes, der Sendung etc. aufgenommen, oder sie finden live während der Ausstrahlung statt, zum Beispiel bei Sportveranstaltungen im Fernsehen. Dies ist für Gebärdendolmetscher besonders herausfordernd, da sie sich nicht auf ihre Arbeit vorbereiten können.
Da es wie in der gesprochenen Sprache auch bei der Deutschen Gebärdensprache regionale Unterschiede und Dialekte gibt, wird im Fernsehen häufig eine “allgemeinere” Kombination aus Gebärdensprache und Lippenbewegungen verwendet, damit möglichst viele Menschen diese verstehen können.
Voraussetzungen für das Fernsehen in Gebärdensprache: HbbTV
Nur wenige Fernsehsender bieten Gebärdensprachen-Übersetzungen im Liveprogramm an. Doch es gibt andere Möglichkeiten für das Fernsehen in Gebärdensprache, zum Beispiel via HbbTV. HbbTV steht für “Hybrid Broadcast Broadband TV” – eine Technologie, die Fernsehen und Internet miteinander verbindet, um interaktive Dienste über das TV-Gerät anzubieten. Dazu gehören zum Beispiel Mediatheken, Video-on-Demand und Streaming-Dienste oder die Gebärdensprache-Funktion – sofern sie vom gewünschten Sender für die jeweilige Sendung angeboten wird.
Um das Fernsehen in Gebärdensprache einzuschalten, benötigen Sie also zunächst einmal einen HbbTV-fähigen Fernseher bzw. ein HbbTV-fähiges Empfangsgerät. Dazu gehören zum Beispiel moderne Smart-TVs, die über eine Internetverbindung verfügen oder sogenannte Set-Top-Boxen, zum Beispiel Amazon Fire TV, Apple TV, Google Chromecast, etc.
Einige Sendungen mit Gebärdensprachen-Übersetzung finden Sie zudem in den verschiedenen Mediatheken der Fernsehsender oder sie können im Internet per Livestream verfolgt werden.
Fernsehen in Gebärdensprache einschalten/ausschalten
Um im Fernsehen die Gebärdensprache mit HbbTV einzuschalten, müssen Sie zunächst einmal prüfen, ob Ihr Fernsehgerät HbbTV unterstützt. Falls nicht, gibt es, wie schon erwähnt, ein paar Alternativen.
So schalten Sie die Gebärdensprache mit HbbTV ein:
- Schalten Sie Ihren Fernseher ein und stellen Sie sicher, dass dieser mit dem Internet verbunden ist.
- Stellen Sie nun sicher, dass die HbbTV-Funktion Ihres Fernsehgerätes aktiviert ist bzw. aktivieren Sie sie. Meistens findet man die HbbTV-Funktion im Menü des Fernsehers im Bereich "Einstellungen", “Sender” oder “Netzwerk”.
- Starten Sie HbbTV. Dafür wählen Sie zunächst einen Sender, der die HbbTV-Dienste anbietet. Wenn die Funktion aktiviert ist, erscheint in der Regel nach wenigen Sekunden das HbbTV-Symbol, meist ein roter Knopf am Bildschirmrand.
- Drücken Sie den roten Knopf oder die rote Taste auf Ihrer Fernbedienung. So starten Sie das jeweilige HbbTV-Portal.
- Navigieren Sie nun zu den Einstellungen und suchen Sie nach "Barrierefreiheit" oder direkt nach “Gebärdensprache”. Die genaue Bezeichnung variiert je nach Fernsehgerät. Wählen Sie dann die passende Option für Gebärdensprache aus und bestätigen Sie die Auswahl.
Nun sollten Ihnen der Gebärdensprachdolmetscher in einem kleinen Bild im Bild angezeigt werden. Beachten Sie jedoch, dass nicht alle HbbTV-fähigen Sender auch die Gebärdensprache-Funktion anbieten.
Um die Gebärdensprache-Übersetzung wieder auszuschalten, gehen Sie erneut in die Einstellungen und deaktivieren Sie die Funktion.
Sollten Sie trotz dieser Anleitung zum Einschalten und Ausschalten der Gebärdensprache weiterhin Schwierigkeiten haben, diese zu aktivieren, empfehlen wir Ihnen, das Benutzerhandbuch Ihres TV-Gerätes zur Hilfe zu nehmen.
Bieten alle sender fernsehen in gebärdensprache an?
Nein, derzeit bieten leider noch längst nicht alle Fernsehsender Sendungen mit Gebärdendolmetcher an. Das liegt zum Beispiel daran, dass kleinere oder regionale Sender keine Ressourcen haben.
Die Aufnahme von Gebärdensprache oder auch die Liveausstrahlung einer Gebärdenübersetzung sind technisch und finanziell aufwendig. Große Sender wie die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD, ZDF, NDR, WDR, BR und Co. haben hingegen häufiger die Mittel und das Personal, um solche Angebote zu realisieren. Sie nehmen deshalb im Bereich "barrierefreies Fernsehen” eine Vorreiterrolle ein.
So rief der Bayerische Rundfunk bereits vor einigen Jahren die Sendereihe “Sehen statt Hören” ins Leben, die ausschließlich Inhalte mit verschiedenen visuellen Mitteln des Fernsehens, zum Beispiel mit Gebärdensprache zeigt. Diese Sendungen, darunter Reportagen zu den Themen Hören und Gehörlosigkeit, aber auch zu zahlreichen anderen Themen, werden vom BR produziert, aber auch bei allen anderen Dritten Sendern (WDR, NDR, MDR, RBB, SWR, HR usw.) ausgestrahlt.
Zudem gab der ARD vor einiger Zeit bekannt, dass ab Herbst 2024 auch alle neuen Folgen der Kult-Krimis „Tatort“ und „Polizeiruf 110“, die von den Landesrundfunkanstalten neu produzierten werden, mit Gebärdensprache-Übersetzung angeboten werden.
Bereits seit 2023 werden „Tatort“- und „Polizeiruf“-Folgen des MDR mit Gebärdensprache angeboten. Und auch weitere Produktionen des Bayerischen Rundfunks (BR) sollen dann mit Übersetzungen in die DGS bereitgestellt werden.
Diese Veränderungen erfolgen im Rahmen des Projektes "Barrierefreier Rundfunk", das der öffentliche Medienverbund der ARD vor einiger Zeit gestartet hat, um Menschen mit Sinnesbeeinträchtigung wie Hörminderung oder Sehminderung sowie Menschen, die wenig oder kein Deutsch verstehen, zu unterstützen.
Alternativen zum Fernsehen in Gebärdensprache
Auch wenn die Angebote für Gebärdensprache-Übersetzungen im Fernsehprogramm derzeit noch sehr eingeschränkt sind, legen immer mehr Sender Wert auf Barrierefreiheit.
Eine Option, die im Zuge dessen bereits häufig angeboten wird, sind Untertitel. Sie helfen sowohl gehörlosen als auch schwerhörigen Menschen, die Informationen im Fernsehen besser zu verstehen. Untertitel sind in vielen Sendungen verfügbar und können oft über die Einstellungen des Fernsehers aktiviert werden.
Menschen, die unter Hörproblemen leiden, können zudem von sogenannten TV Hörverstärkern profitieren. Der OSKAR TV Hörverstärker von faller audio beispielsweise verfügt über eine spezielle Sprachoptimierung, die die Sprache im Fernsehen verstärkt und Hintergrundgeräusche minimiert.